Next Stop: Las Vegas

11. May 2008 | Category: IntelliPoker

Hamburger Meisterschaften

Gestern Nacht ging die Hamburger Meisterschaft zu Ende, wer “Meister” geworden ist, weiß ich leider noch nicht, da ich, nachdem ich auf dem elften Platz außerhalb des Preisgeldes (acht Spieler ITM) ausgeschieden bin, aufgrund der vollen Cashgame-Tische direkt nach Hause gefahren bin. Auch Katja konnte mir nur berichten, selbst Achte geworden zu sein und somit ein klein wenig vom Preisgeld abbekommen zu haben, da sie ebenfalls direkt nach ihrem Ausscheiden das Casino verlassen hat. Unser Marten Jensen jedenfalls war noch mit vielen Chips dabei, ist also mal mindestens Siebter geworden – Lauf und Skill reichen aber eindeutig aus, um das Ding auch gut gewonnen haben zu können.

***Update: Marten wurde nur Vierter***

Hanno hat ja schon von seinen Eindrücken berichtet und ich kann ihm voll und ganz Recht geben. Ein besseres Beispiel für Ignoranz der Spielbankbetreiber gegenüber dem Pokerspiel und -publikum kann man sich kaum vorstellen. Das fängt mit der Einrichtung des Turnierbereichs im Raucherraum an (das Rauchen wurde dann aufgrund massiver Beschwerden immerhin schnell untersagt), geht über die wesentlichen Änderungen am Turniermodus, nachdem Anmeldungen und Buy-ins akzeptiert worden waren, weiter und hört mit den Problemen bei der Durchführung des Turniers leider noch nicht einmal auf – der mit elf Spielern besetzte Finaltisch soll hier nur als Beispiel dienen für eine sehr spiel- und gästeunfreundliche Lösung. Die einzelnen, mit der Durchführung des Turniers beauftragten Mitarbeiter der Spielbank muss ich dabei allerdings noch weitgehend in Schutz nehmen, diese waren zumindest ehrlich bemüht, die Sache irgendwie gut über die Bühne zu bringen. Es fehlt einfach an einer Unternehmensstrategie, die dem Pokerspiel einen, wie ich meine, angemessenen Platz einräumt – dieses Spiel ist eben nicht wie Roulette oder Blackjack, wo man Tisch und Personal aufstellt, auf Sicherheit und Regeln achtet und dann das Geld von zumeist spieltheoretisch ahnungslosen Menschen einfährt, sondern man hat es in der Regel mit denk- und reflektionsfähigen Personen zu tun, die z. B. Cashgames einer fragwürdigen Turnierstruktur durchaus vorziehen oder gleich ganz zu Hause bleiben. An dieser Stelle muss ich jetzt einfach einmal das Casino Schenefeld loben, das hier eine ganz andere Politk fährt (sicherlich nicht uneigennützig, gilt es doch einen massiven Standortnachteil auszugleichen) und durch kluge Kooperationen, namentlich mit PokerOlymp, sowohl die Aufmerksamkeit der Pokergemeinde als auch eine poker- und spielergerechte Veranstaltung zu planen und durchzuführen. Wöchentliche Turniere mit 60+ Teilnehmern bestätigen diese Politik, bei der Spielbank Hamburg kam die Auftaktveranstaltung der Hamburger Meisterschaften, ein Omaha-Turnier mit Rebuys,  wegen mangelnder Teilnehmerzahl erst gar nicht zustande (ich glaube, wir wären zu viert gewesen – O-Ton zweier Spieler, die täglich dort pokern: “Davon wusste ich ja nicht einmal was”.)

Liebes Casino Esplanade, ihr führt ja dieses Jahr die Deutsche Meisterschaft durch, wenn ich das richtig mitbekommen habe – falls das nicht zu einer Lachnummer werden soll, sind dringend ein paar Schritte notwendig. Ich kann nur ehrlich dazu raten, hier dringend etwas zu unternehmen, sonst droht endgültig ein erheblicher Imageschaden, zumindest innerhalb der Pokerwelt.

Nach Las Vegas zur WSOP 2008

Jetzt darf ich den Neidfaktor einmal bewusst provozieren – für mich geht es bereits in sieben Tagen zusammen mit Katja rüber nach Las Vegas, wir wollen schon einige Tage vor Beginn der WSOP vor Ort sein, um die Zeitumstellung zu verkraften, Organisatorisches zu regeln und etwas Sonne zu tanken. Die eigentliche WSOP spielen wir dann rauf und runter und haben uns einiges vorgenommen. Katja hat letztes Jahr bei ca. zehn Starts drei Cashes mit zwei Finaltischen und einem Bracelet vorgelegt und ich habe bei ca. 15 Starts immerhin vier teilweise gute Cashes mit einem Finaltisch rausgeholt – mal sehen, ob sich das noch steigern lässt :D .

Eine ganz besondere Premiere ist ebenfalls geplant, Katja will am großen H.O.R.S.E. mit dem Buy-in von $50.000 teilnehmen und hat das ganze Jahr in allen Varianten sehr fleißig geübt. Wer nun denkt, Kinderspiel, kriegt sie eh alles von PokerStars bezahlt, der irrt – PokerStars sponsert zwar einige Buy-ins, aber nur Televised Events wie das Main Event und nicht in dieser Größenordnung. Auch letztes Jahr schon waren alle ihre Cashes in Turnieren, die sie selbst bezahlt hat. Katja zahlt also selbst …

Ebenfalls neu für uns: Wir werden die ganze Zeit über in einem Haus mit vielen Spielern und IntelliPoker-Mitstreitern unterkommen, bisher waren wir immer im Hotel (je nach Finanzlage mal Absteige, mal Wynn-Riesensuite). Bei uns sind u. a. die Amigos, die Cowboys, Michael Keiner mit Maja, Klaus ‘B@ndit’ Hausmann, Benjamin Kang mit Emu, Henning und dem Rest seiner Truppe, Robin, Christin, Alex, Norman, Daniel und viele weitere mehr. Heiße House-Battles mit dem Haus rund um Shootingstar Sebastian Ruthenberg mit seinen gefühlten 100 deutschen Mitbewohnern  sind schon  fest eingeplant.

Mein 17-jähriger Sohn kommt nach seinem Schulabschluss (toi, toi, toi) ebenfalls, wird wieder versuchen, wie schon im letzten Jahr, in einige Pokerrooms zu schleichen und dann von da aus ein Jahr nach Brasilien gehen, um bei Team-PokerStars-Pro André Akkari und seiner Mannschaft eine sicherlich aufregende Zeit zu verbringen.

Aber apropos Absteige, hier mal ein Bild, wie es auch gehen kann, aufgenommen 2004, bevor Pokern in Deutschland so groß rausgekommen ist:

Katja und Jan – broke in Las Vegas (2004)

Dieses Bild, wir nennen es unser “Mausefoto” weil wir so mause (= mittellos) wie noch nie waren, zeigt Katja und mich am Flughafen von Las Vegas, aufgenommen per Handycam-Generation 2004, von einem Taxifahrer auf unseren eigenen Wunsch. Was man nicht sieht, ist Folgendes:

Da stehen wir nun, lachend, und erfreuen uns an den Windungen des Schicksals und der Tatsache, dass wir – egal was passiert – einander haben und der Rest eben just variance ist. So halbwegs aufgelöst haben wir die Situation dann mit einer Busfahrt durch verschiedene Pokerrooms, einem kleinen Darlehen unseres guten Freundes Casey Castle und einer Woche Zwangsruhe in irgendeinem Motel, bevor die Condor uns endlich mitgenommen hat (unser Gepäck war auf exakt derselben Maschine von Frankfurt zurück nach Las Vegas gekommen, mit der wir dann nach Frankfurt geflogen sind und man soll nicht glauben, dass vier Stunden Aufenthalt der Maschine reichen würden, um das Gepäck dann auch zu bekommen, eine Woche später konnten wir es dann endlich in Hamburg in Empfang nehmen).

Bessere Zeiten – eine erfolgreiche WSOP 2007

Also, es geht nächsten Sonntag los und wir hoffen, dass uns ein ähnliches Schicksal diesmal erspart bleibt … Wer sowieso vor Ort ist, kann gern Kontakt zu uns aufnehmen und für alle, die es gern sein möchten, wir haben ja noch die IntelliPoker-Freerolls zur WSOP laufen, in der sich drei Intellis das Ticket zum Main Event verdienen können.

WSOP-Finaltisch – im November

Für ziemlich Unruhe hat ja die Entscheidung gesorgt, das Finale des Main Events erst im November stattfinden zu lassen, mit einigen Monaten Verspätung also. Mich erreichen immer wieder Anfragen, wie ich dazu stehe, darum hier meine Position dazu: Meine erste Reaktion war: “Wtf soll das denn für ein Unsinn sein?” und totale Ablehnung. Inzwischen hat sich meine Denkweise geändert – für die betroffenen neun Spieler selbst dürften sich die Vor- und Nachteile in der Waage halten, die Vorteile, die Situation in Ruhe überdenken, tolle Sponsoringdeals aushandeln und das eigene Spiel ggf. nochmals deutlich verbessern zu können, stehen den Nachteilen gegenüber, dass alle evtl. Reads auf den Gegner sich erledigt haben und die Gegner bis dahin ganz andere Menschen und Spielertypen sein können und dass ein allgemeines Risiko besteht, dass Krankheit, Tod oder die launige US-Einreisebehörde ein Erscheinen am Finaltisch verhindern. Auch muss man darauf achten, ob sich Gegner ggf. inzwischen zu verbotenen Allianzen zusammengetan haben und in irgendeiner Weise Absprachen getroffen haben.

Für den Rest von uns sehe ich allerdings nur Vorteile, die Aufmerksamkeit auf diesen Finaltisch dürfte neue Dimensionen erreichen und das ist gut für Pokern, das in den USA ja eine Stagnation auf hohem Niveau erlebt (sogar GSNs Highstakes-Poker soll Gerüchten zufolge ja eingestellt sein). Warum ESPN es nicht hinbekommt, den Finaltisch quasi live im Juli auszustrahlen, sei mal dahingestellt, wenn ich mir so anschaue, was EPTLive.com so hinbekommt …

Zur Abrundung: Was Daniel Negreanu zum Thema meint.

Jobs

Vielen Dank für eure zahlreichen Bewerbungen. Für Spanisch sind wir jetzt gut besetzt, für Englisch und Italienisch haben wir noch jeweils eine Position frei, allerdings nur noch zur Festanstellung. Bei Interesse nochmal hier reinschauen.

Und Tschüss

Entsprechend hört ihr das nächste Mal von mir aus Las Vegas, hoffentlich mit guten Nachrichten. Ich habe für die Deutschen bei der WSOP insgesamt ein super Gefühl, es gibt inzwischen doch wirklich viele Topspieler, die sich berechtigte Hoffnungen auf hervorragende Platzierungen machen dürfen. Alle Berichte, Einzelheiten, Ergebnisse und ganz viele Blogs gibt’s natürlich während der gesamten WSOP hier bei IntelliPoker.

Alles Gute

Jan “50outs”


« »