Mein erstes Mal

25. June 2008 | Category: IntelliPoker

Las Vegas bietet auch nach 15 Jahren regelmäßiger, teilweise mehrfacher Besuche pro Jahr auch in diesem Jahr noch eine Reihe von Premieren für mich:

Erste Finaltischplatzierung über dem achten Platz

2001 war ich schon mal Achter am Finaltisch des $5.000 Seven Card Stud, letztes Jahr unrühmlicher Neunter am Finaltisch, nachdem ich meinte, ich muss mit 92o pushen (ja, ich würde es wieder tun). Diesmal konnte ich mich also deutlich verbessern und wurde Vierter im $2.000-Pot-Limit-Hold’em-Event. Dieses Turnier wird mir als “Massage-Event” in Erinnnerung bleiben. Warum? Nun, zunächst hab ich mit Lesley eine wirklich gute Masseuse gefunden, die dazu noch supernett ist, sie schafft es, einen beim Spiel absolut nicht zu behindern und einem noch dazu einen kleinen Beistand zu geben.

Hinzu kommt, dass ich durch den Verlauf des $10.000-Omaha-Eight-or-better-Events leicht abergläubisch war; hier hatte Lesley mich vier Stunden massiert und es war hervorragend gelaufen, aber nachdem ich sie entlassen hatte, war ich ich innerhalb von 30 Minuten aus dem Turnier raus. Also, als ich sie am Anfang des zweiten Spieltages im Brasilia Room sah, sagte ich, mehr oder weniger spaßeshalber: “I need your help, please stay with me until I bust”. Das passierte dann aber einfach nicht. Ich musste einmal meine Chips als massiver Underdog unterbringen, mit 20k in Chips bei 40k Average ging ich mit 99 im Cut-off all-in, der Button fand aber QQ. Rettung mit einer 9 im Flop und von da an gab es kein Halten mehr. Ich konnte mein Geld für den Rest des Tages stets als Favorit zwischen 52 % und fast über 80 % unterbringen und erwischte keinen einzigen Bad Beat.

An dieser Stelle muss ich ganz selbstkritisch sagen, ich habe an diesem Tag eigentlich kein richtiges Poker gespielt. Am Anfang waren meine Chips so begrenzt, dass meine Entschiedungen vordiktiert waren, und ich hab halt Glück gehabt, dass ich einmal auslucken konnte und selbst keinen Bad Beat erlitten habe. Später habe ich aufgrund meiner vielen Chips und tighten Grundstrategie eigentlich nur gespielt, wenn ich preflop ein Monster hatte, Jacks aufwärts. So wenige Spielentscheidungen innerhalb eines 12-stündigen Turniertages habe ich noch nie treffen müssen bzw. habe mir diese selbst erspart. An diesem Tag war es dann auch mal die richtige Strategie, denn ich konnte den Finaltisch sogar als Chipleader erreichen. Jedenfalls hat mir die andauernde Massage massiv geholfen, ruhig zu bleiben, AQ zum x-ten Mal wegzulegen und nicht dem Fancy-Play-Syndrom zu erliegen, das mich sonst regelmäßig erwischt.

Am Finaltisch durfte ich Lesley dann nicht so einsetzen, wie ich es mir gewünscht hätte, aber sie war im Zuschauerraum und hat mir die Daumen gedrückt und mir in den kurzen Pausen symbolische “Unterstützungsmassagen” verpasst. Für mich war das Ganze ein sehr angenehmer Spaß und ich habe Lesley mit Freude ein massives Trinkgeld gegeben; ich bin aber weder wirklich abergläubisch noch hat Massage wirklich etwas mit dem Pokerspiel zu tun. :D

Noch ganz kurz zum eigentlichen Finaltisch: Ich habe am Anfang zu passiv gespielt, weil ich nicht als Chipleader starten und als Achter oder Neunter ausscheiden wollte. Das hat soweit auch gut geklappt, aber in der Phase um den vierten Platz herum wurde ich dann von dem Belgier echt outgeplayt. Dieser hat das super gemacht, seine Position ausgenutzt und die richtigen Betsizes reingestellt. Einmal foldete ich ein As auf dem Board von J55-J-3 rainbow (ein Fehler, wie ich jetzt glaube) und dann, in der wichtigsten Hand, zahlte ich seinen Flush-Valuebet mit drei Königen aus (ich riverte den dritten König, er den Flush). Zum Schluss erwischte er mich wieder, ich lief in seine “Falle”, er raiste mit A4o vom Button, checkte den A-hoch-Flop, ich traf die Q auf dem Turn und ging all-in, er konnte easy zahlen. Alles in allem hat er das Bracelet verdient gewonnen und eine einwandfreie Leistung, auch schon am Vortag, gezeigt, auch wenn ich ihm am Tisch am liebsten durch den Wolf gedreht hätte.

Back-to-back Cashes

Auch zum ersten Mal. Ich scheide vom Finaltisch aus, alle Begleiter gehen wie selbstverständlich davon aus, dass wir nun nach Hause fahren würden, aber da hat doch vor erst 30 Minuten das Mixed Limit/No-Limit Hold’em angefangen! Da kann man doch zwei Stunden nach Beginn noch einsteigen, also, was soll ich denn bitte zuhause?? Also, auf zum Cashier, flugs die $77.077 Preisgeld eingesackt, 50k für H.O.R.S.E., 10k für Main Event und 10k für PLO bezahlt und noch schnell die $1.500 für das grade begonnene Turnier bezahlt, der Rest war dann vergleichsweise nur noch Taschengeld.

In dem Mixed hab ich dann ziemlich wilde Sau gespielt, gerade im Limit. Ich hab das einfach so gespielt, als wäre es ein 200/400-Shorthanded-Game, wo Bottom Pair/No Kicker mitunter noch gut für einen Rereraise sind. Im No-Limit habe ich ständig so kleine Suited Connectors und One-Gapper wie 7h5h gespielt und mit jedem ordentlichen Draw all-in gecheckraist. Nachdem ich zweimal getroffen hatte, wollte keiner mehr mitspielen. Erst als ich einen Gang zurückschaltete, kamen die üblichen Beats wieder, KK<TT usw., ich beendete dan Tag aber knapp über Average.

Der zweiten Tag verlief zunächst ereignislos, ich rutschte ohne Probleme ins Geld, ging einmal mit KK gegen KK all-in und teilte. Ich rutschte tiefer und tiefer ins Preisgeld, bevor ich unter Druck geriet und spielen musste. Auf dem 28. Platz war Schluss, als einer zweimal hintereinander mit K9 in früher Position meinte, dass sei eine gute Hand, und raiste, hatte ich auf dem Button AJs und raiste. Flop mit K und J und ich alte Calling Station zahlte ihn aus. Dann ging ich im No-Limit mit Td9d all-in, ein Bigstack pushte mit 66 all-in (sehr fraglich, finde ich, mit noch fünf Spielern hinter ihm), ich traf einen Straßen-Draw, er seine dritte 6 und ich flog raus. Dafür gab es $4.600. Das Geld wurde sofort wieder reinvestiert in das $1.500 Pot-Limit Omaha Eight-or-better für Katja und mich.

In dem Turnier flog Katja nach zehn Minuten raus, weil sie erst gegen Runner-Runner verlor und dann Set-over-Set und ich baute erst viele Chips auf, ca. 9.000 in zwei Stunden, zahlte dann aber zweimal mit Second-best-Hands aus, passte zweimal falsch und verlor dann alles gegen vier Könige.

$50.000 H.O.R.S.E.

Ich gebe es zu, ich hab mir die letzten beiden Jahre “die Nase an der Schaufensterscheibe plattgedrückt” und neidvoll auf die Teilnehmer im $50.000-Buy-in-H.O.R.S.E.-Event geschaut, fest entschlossen, dort bei nächster Gelegenheit auch mitzumachen. Letztes Jahr, nach Katjas Bracelet, war unsere Devise “vernünftig sein” (lol) und so sind wir lieber für zehn Tage zurück nach Hamburg geflogen, um im Büro nach dem Rechten zu sehen.

Dieses Jahr ist das anders. Katja spielt eh und meine Vorgabe war: “Sollte ich, wenn das Event beginnt, break-even oder besser sein, dann mach ich mit”. Nun, nach vier Cashes mit insgesamt etwas über $110.000 Preisgeld bin ich im Plus, also mache ich auch mit. Katja hat in ihrem Blog ja schon einen wunderbaren Vergleich mit dem Hamburger Springderby, dem schwersten Springen der Welt, hergestellt (und wir kennen diesen Parcours, ich hatte mal ein Springpferd, “Melbourne”, das diesen Parcours bewältigt hat, allerdings mit einem Freund und Profi auf dem Rücken. Melli kriegt heute sein Gnadenbrot bei Katjas Zuchtpferden auf der Weide). Whatever, jedenfalls nehme ich heute am schwersten und teuersten Tunier, das man sich so denken kann, teil. Zeit, sich mal Gedanken über ein paar Leaks zu machen und wie ich sie vermeiden kann:

Mein Spielstrategie heute sieht eine megatighte Grundstrategie vor (Lesley!), Gegner beobachten und austesten, um dann am zweiten Spieltag individuelle Schwächen (wenn denn einer welche zeigt) zu adressieren. Prima Plan, muss mich jetzt nur noch dran halten … lol.


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