Enttäuschender Cash

16. June 2008 | Category: IntelliPoker

Pokerwahnsinn. Gibt’s überhaupt noch eine Welt außerhalb der WSOP-Events? Ich habe so meine Zweifel. Wenn man hier mitmacht und sich den Luxus leisten kann, bei vielen Turnieren mitzuspielen, dazu noch ab und zu weit kommt, ist es so, als gäbe es kein Leben außerhalb des Pokerzirkus mehr. Alles dreht sich nur noch darum, wann man in welchem Event spielt, welches coole Cashgame in welchem Casino läuft und um Karten, Karten, Karten. Wer jemals das empfehlenswerte “Cards” gelesen hat weiß, was ich meine.

$1.500 No-Limit Holdem

Hört sich doch gut an: 46. aus 2.709 Startern. $9.600 Preisgeld aus $1.500 Einsatz rausgeholt. Eine Menge Spielzeit für den Einsatz gehabt.

Bahhh, Enttäuschung pur! Ich hatte mir mehr erhofft und vorgenommen, Top 36, Top 18, Top 9 und dann Top 3 sollten meine Zwischenziele auf dem Weg zum Sieg heißen und davon hab ich keines erreicht.

An Spieltag 1 war der Amazon Room mal wieder absolut ausverkauft, in allen Ecken und verfügbaren Räumen wurden die über 2.700 Spieler untergebracht. Ich kam im abgegrenzten High-Limit-Cashgame-Bereich an meinen Tisch, genau an den Tisch und Platz, wo ich auch meine Pot-Limit-Omaha-Sessions spiele. Gutes Vorzeichen!

Mit Hilfe von AA, JJ und zwei guten Bluffs kann ich meinen Stack schnell auf 10.000 ausbauen, bevor ich nach ca. drei Stunden gemovt werde. Innerhalb von zwei Stunden werde ich dann viermal umgesetzt, bevor ich dann schließlich an Tisch 11 ankommme und sicher sein kann, nicht wieder umgesetzt zu werden. Auf dem Weg kann ich jeweils meinen Stack ausbauen, einmal sogar ein ganzes Stückchen, als ich einen Bluff am River calle. Dann habe ich einen kurzen Lauf, limpe mit 5s4s, floppe zwei Paare und nehme einen Spieler mit Top Pair vom Tisch, bekomme KK, nehme einen Spieler mit A? vom Tisch (Flop mit K), bekomme QQ, nehme wieder einen Spieler vom Tisch (Q im Flop) und laufe direkt danach mit QQ gegen einen Middlestack mit AA, aber wenn’s läuft, Q im Flop. Ich sitze auf 60.000 Chips bei Average 20k und freue mich.

Nach dem Break geht dann gar nichts mehr, die letzten zwei Stunden des Abends spiele ich keine einzige (!) Hand, auch nicht während der Bubble-Phase. Ich sitze hinter zwei superaggressiven Spielern, die diese Phase deutlich dominieren und ich finde keine einzige Hand, die auch nur einen Call, geschweige denn einen Raise, wert wäre. Kurz vor Ende calle ich im BB das All-in eines Shortstacks mit 44, er hat nur Qh8d, aber die Acht reicht, um ihn die Hand gewinnen zu lassen. Am Ende bin ich bei 29.600 in Chips, Average bei 35.000, noch 220 Spieler im Turnier.

Am Tag zwei bin ich ready-to-gamble, wozu es aber zunächst gar nicht kommt, da ich relativ schnell mit KK gegen AhQd verdoppeln kann.

Ich gewinne noch zwei Hände und bin bei 100.000 in Chips. Dann der Cooler: Ich verliere mit KK gegen AK und bin runter auf 40k. Statt zu gamblen warte ich, bekomme QQ, erhöhe, zwei Caller. Flop Q-high, BB und ich checken, Button setzt an, BB passt, ich gehe all-in, Call, er zeigt KQ und ich gewinnne einen fetten Pot. Wenig später reraise ich mit AQs einen Early-Position-Shortstack, der mit AK callt, die Q auf dem River verschafft mir einen netten Pot. Als ich dann noch mit 33 gegen AK gewinnne (A im Flop, die Drei auf dem Turn) und wieder einen Spieler vom Tisch nehme, habe ich 200k+  in Chips.

Es folgt der Dinnerbreak, den ich leider etwas gestresst verbringe, denn anstatt mit Katja ins Steakhouse zu gehen, wie ich eigentlich wollte, gehen wir zu sechst ans Büfett, weil Roy sich noch die Haare föhnen musste, kommt die Truppe aber zu spät (danke, Roy!). Der Weg vom Spielsaal zum Büfett dauert knapp 15 Minuten, der Dinnerbreak ist nur 60 Minuten lang und dann erst paar Minuten auf die Truppe warten + Warten an der Tischeinweisung … jedenfalls schlinge ich schnell etwas Essen runter und schon geht es wieder zurück.

Gleich in der ersten Hand nach der Pause, Blinds sind 3.000/6.000 mit 500er-Ante, also 13.000 im Pot, erhöhe ich auf 18.000 in früher Position mit JJ, der Button geht all-in für 80k und plötzlich erstarrt der Spieler im Big Blind für einige Sekunden, geht dann entschlossen all-in für ca. 30.000. Ich muss mich entscheiden. 62.000 sind zu callen, ca. 140k im Pot, ich bekomme mehr als 2:1. Analyse. Der Big Blind  hat mich geschlagen, soviel ist sicher. Ich gebe ihm nicht mal Queens, da hätte er noch kurz gezögert, nein, er hat Asse oder Könige, zu 80 % Asse, nach seiner Körperhaltung zu schließen. Was hat der Button? Ein junger, vernünftig aussehender Typ, sein Gesichtsausdruck verrät Anspannung. Aha. Ein gutes As? Ich frage ihn. “I think I have the best hand beween us two, this guy has Aces for sure, so sitting on AK or AQ might be a terrible spot for you now. You agree?” – Augen verengen sich, Wimpern flattern, ich calle, noch bevor er Luft holen kann, im Sidepot sind etwas über 100.000 und vielleicht kommmt ja sogar ein Bube … Jedenfalls zeigt er AK, der BB zeigt AA, Flop ist 8-low, Turn ist eine 9 und River ist – ein A! Oh weia. Ich verliere gegen beide und bleibe mit 110.000 Chips zurück, knapp unter Average.

Zwei Hände später raise ich AQ, werde fett gereraist, gebe die Hand auf, er zeigt AA. Eine Stunde nur Luft, dann habe ich 55 im Big Blind, der Cut-off (derselbe mit den AA von oben) raist all-in für 57.000, ich habe ca. 80k. Ich lese ihn wie ein Buch, sage ihm AT “oder schlechter” auf den Kopf zu, er nur starr und ich calle nach einiger Bedenkzeit. Er hat KJo. Ich bin vorn, aber nur bis zum Flop, der einen K bringt. Ich mache noch einen Flushdraw auf dem Turn, der aber nicht kommt. Jetzt bin ich short, bei 20k. Ich kann vertrippeln, als mein K7 hält, renne dann aber mit TT in KK und aus die Maus. Arghhh.

Andere Events

Es gäbe eine Menge zu erzählen, u. a. habe ich mich im Omaha 8 aus einem entscheidenen Pot am River mit nur einem Bet rausbluffen lassen, aber dafür ist heute keine Zeit – Poker wartet, es steht ein neuer Shorthanded-Event an!

Zum Schluss

Hier noch ein Schmankerl aus einem BBV-Forum:

Well done!


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