In Form

4. June 2008 | Category: IntelliPoker

Hier ein paar Updates, wie es mir so die letzten Tage ergangen ist, an Spott hat es ja on- und offline nicht gemangelt. :) Neben einem Thread bei 2p2 hat es mir eine Meldung auf so ziemlich jedem Pokerblog der Welt eingebracht, sogar die Kollegen von Strategy haben sich dazu entschlossen, etwas darüber zu schreiben ;) . Mir hat es zu, nun ja, “besonderer” Berühmtheit gereicht.

Wer es noch nicht gehört hat: Royal Flush checkt man jetzt in Position auf Turn und River.

Am Montag hatte der “Spiegel” eine 4-seitige Story über Poker inkl. Katja im Heft, online hier nachzulesen. Für “Spiegel”-Verhältnisse eine ordentliche Analyse der aktuellen Situation, nicht von Haus gleich schon mal kritisch “Glücksspiel! Sucht! Gefahr!”, sondern da hat sich jemand mit der Thematik auseinandergesetzt und gibt einen korrekten Überblick über die Pokerlage, soweit ich das beurteilen kann.

Apropos, gestern schreibt mich unser “Law and Order”-Rechtsanwalt Alex Mittig an, ob wir denn nicht eine News haben wollen:

Die “Forschungsstelle Glücksspiel” der Uni Hohenheim (wohl die einzige Forschungsstelle dieser Art in D) hat eine Stellungnahme zu der gerichtlichen Entwicklung und der Behördenpraxis bzgl. der öffentlichen Sachpreispokerturniere abgegeben. Das Ergebnis ist nicht nur eindeutig, sondern wird auch ungewöhnlich scharf formuliert. Im Ergebnis wird das Vorgehen der staatlichen Stellen als kontraproduktiv und absolut unüberlegt kritisiert.

Ich insta-maile ihm zurück “her damit” und somit dürft ihr euch auf einen sicherlich sehr interessanten Beitrag in den kommenden Tagen freuen … Das verstehe ich auch als Gruß und Arschtritt an unseren neuen Oberbeschützer, den Pokerexperten, Polizisten a.D. und Innenminister, Herrn Karl-Peter Bruch. Wir bedanken uns für Ihre Fürsorge.

O.k., nun zum Poker:

$10.000 Pot-Limit Hold’em

Darüber habe ich ja schon ausführlich berichtet. Meine Konzentration war nicht wirklich vorhanden, mein Tisch war zu schwer, ich wurde geownt und habe übel versagt. Der Spott der Pokergemeinde wird mir noch eine Weile erhalten bleiben, aber offen gesagt 1) zu Recht und 2) nicht so schlimm. Ich nehm’s mit Humor.

$1.500 No-Limit Hold’em

In diesem Turnier habe ich endlich zurück zu meinem Turnierspiel gefunden und konnte ordentlich Selbstvertrauen tanken. Zwar habe ich nur sechs Level (also knapp sechs Stunden) überleben können, bevor ich einen mehr als Doppel-Average-Stack preflop mit Königen gegen einen Psycho reinbekommen konnte, und zwar in folgender Hand: Psycho raist im Cut-off auf 5 x  BB für 3.000, der Smalll Blind geht all-in für ca. 7.000 und ich habe im BB die Könige und reraise all-in für ca. 18.000. Ohne zu zögern callt der Initial Raiser (hat noch ca. 400 Chips übrig danach), sieht meine Hand, “Ahh, kings”, dreht selbstbewusst Buben um (der SB hatte AQo) und lächelt schon vor dem Flop, der gleich als erste Karte natürlich den J bringt und ich mache meinen Platz vier Sekunden später frei. Schmerzhaft, aber was soll man machen. Ich habe in diesem Turnier aber zum Glück zu meinen A-Game zurückgefunden.

Vermutlich hat mir geholfen, dass ich es hier mit keinem Topspieler zu tun hatte in diesem Mega-Event, der mit zweimal 2.000 Spielern eines der größten überhaupt jemals ausgetragenen Turniere war. In diesem Zusammmenhang Glückwunsch an Johannes Strassmann, der es bis ganz weit ins Geld geschafft hat.

Anschließend ging es wieder ins PLO-25/25/50-Cashgame. Nachdem ich einen 14k-Pot auf dem River gegen einen 2-Outer verloren hatte, ging diese Session leider nur mit einem Verlust von $400 aus (einem Betrag, den man in diesem Spiel schon mal blind bezahlt mit Position und den richtigen Gegnern im Pot).

Danach endlich seit Monaten zum ersten Mal sechs Stunden “durchgeschlafen” und entsprechend fit den Montag mit 253 neuen E-Mails begonnen (ohne Spam).

$1.500 Pot-Limit Hold’em

Voller neuem Selbstvertrauen gehe ich in dieses Turnier, lande links von Greg Raymer, rechts von Dewey Tomko und mit drei anderen stadtbekannten Regulars. Mit nur 3.000 Startchips bei 25/50-Blinds ist man nicht grade gut ausgestattet und entsprechend schwer fällt es mir, nach 30 Minuten meinen ersten dicken Lay-down zu machen: Dewey limpt (als einer der tightesten Spieler im Turnierzirkus bekannt), noch zwei Spieler limpen, ich bette Pot mit , der Button geht all-in für nur sehr wenig mehr, es gibt eine Diskussion, ob ich nochmal raisen könne (Antwort: nein, zum Glück), alle bezahlen nach. Der Flop kommt mit

und Dewey geht nun von vorn all-in, der Spieler danach callt mit praktisch demselben Betrag. Ich habe genau Chips zum Callen, entscheide mich aber zu passen, weil ich hier praktisch immer geschlagen bin. So ist es auch, Dewey zeigt AA , der Caller 3s6d und der Spieler, der all-in ist, TT. Asse halten und Dewey gewinnt einen Monsterpot.

Danach krebse ich zwei Stunden lang mit ca. 1.200 bis 1.500 Chips herum, spiele praktisch keine Hand, bevor ich dann gleich den nächsten Lay-down machen darf:  Ich halte QJ im Big Blind, zwei Limper, der Small Blind ergänzt und wir sehen einen Flop von Q-3-6. Bombe, ich spiele 400, nachdem der Small Blind gecheckt hat. Einer der Limper entscheidet sich, auf 1.000 zu reraisen, was mich praktisch all-in setzen würde. Ich gehe kurz die Liste seiner möglichen Hände durch, neben KK und AA fallen mir noch KQ und QJ zum Limpen in früher Position für diesen Spielertyp ein und ich passe entsprechend. Er zeigt KQ und ich freue mich über die richtige Entscheidung.

Gleich zur Belohnung bekomme ich in der nächsten Hand AA und verdopple. Von da an gibt es für drei Stunden kein Halten mehr, ich baue meinen Stack durch Karten und gute Plays auf knapp 20.000 aus – bei einem Average von 8.000. Katja ist inzwischen raus und beschließt das $5.000 Mixed zu spielen, das um 17:00 Uhr beginnt.

Gegen 18:00 Uhr drehen sich die Ereignisse dann allerdings gegen mich, ich verliere einen agressiv gespielten Draw gegen den gleichen Draw, der allerdings ein Paar auf dem River trifft und dann einen Coinflip mit AQs gegen 88. Um 18:30 Uhr bin ich raus und beschließe, mich noch schnell für das $5.000 Mixed einzukaufen, das zwar bereits 90 Minuten läuft, aber man kann sich zwei Stunden lang “late registern” und ich komme somit um 18:45 Uhr in dem Turnier an, erhalte aber meinen Originalstack von 10.000 Chips (es findet also kein Abblinden statt).

$5.000 Mixed Hold’em (Limit/No-Limit)

Ich komme also 15 Minuten vor der ersten Pause in das Turnier, werde an einen Tisch mit Richard “The quiet Lion” Brodie gesetzt und habe gleich mal in der ersten Hand QhQd und raise UTG (es ist No-Limit). Die Aufmerksamkeit der Tisches liegt bei mir, was ist das für ein Maniac, kommt 100 Minuten zu spät, raist die erste Hand, hat einen “50outs” Cardprotector und trägt ein “Royal Flush? Check-behind!”-T-Shirt?? Niemand ist so recht glücklich zu passen und man schauspielert eine schwere Entscheidung. Am Ende gewinne ich die Blinds und ein paar komische Blicke. Richard Brodie hat mich irgendwie gleich auf dem Kieker und schaut mich unentwegt an (kann auch sein, weil wir uns von früher aus 50outs-Blog-Zeiten kennen, aber ich bin mir nicht sicher).

In den Blinds von 150 und 75 passe ich, dann kommt es zu folgender Hand: UTG limpt zusammen mit noch zwei weiteren Spielern, ich habe 4c3c und limpe ebenfalls. Small Blind passt, aber der Spieler im Big Blind erhöht auf 550 und beide Limper zahlen. Ich kann die Action schließen und calle ebenfalls. Im Pot sind entsprechend 2.275. Der Flop kommt nun mit 3hJh4s und ich habe gleich mal zwei Paar getroffen. Der erste Limper (Richard) checkt, der zweite, ein junger Typ, setzt 1.700 and ich muss überlegen, wie ich die Hand am besten spiele. Also zuerst mal überlegen, was der andere haben könnte. Overpair? Kaum. AJ? Hmmm, sehr gut möglich. Zwei Paar? Das ist schwer vorzustellen, weil J3 und J4 kaum Limp-/Call-Hände sind und jeweils eine Drei und Vier habe ich ja schon. Bleibt Flushdraw oder Set als Alternative, evtl. Straightdraw, aber das glaub ich nicht, weil er dann eher gecheckt hätte, um die Action abzuwarten (und ggf. zu reraisen). Set erscheint mir ebenfalls unwahrscheinlich, wobei man ein Set Buben durchaus auch so anspielen kann, um keine billigen Draws zuzulassen; jedenfalls sind ein Dreier- oder Viererset sehr unwahrscheinlich und JJ hätte der Spieler wohl nicht als Zweiter gelimpt, sondern vor dem Flop erhöht. Ich entscheide mich also für AJ oder Flushdraw. Mas machen? Meiner Meinung recht einfach, ich muss einen Raise ansetzen, um meine Hand zu schützen, aber insbesondere, um ihm die Gelegenheit zum Pushen zu geben. Ich raise also, sodass er denkt, ich lasse mir genug zum Passen übrig, 3.500 insgesamt (was mir 6.000 Chips zurücklässt). Wie erwartet und erhofft passen die beiden anderen Spieler und der Initial Raiser pusht. Ich insta-calle und er zeigt 5h7h, wow, er hat einen Flushdraw und Inside-Straightdraw, also zwölf Outs. Ich gewinne die  Hand, ernte weitere hochgezogene Augenbrauen und gehe als Chipleader an meinem Tisch in die erste Turnierpause von 20 Minuten .

In den weiteren acht Stunden spiele ich gefühlt ein super Spiel und bin immer über oder am Chipaverage, teilweise sogar unter den Top Ten an Chips. Nach 17 Levels und 35 Minuten vor dem Tagesende ist dann aber leider Schluss, ich verliere zwei Hände als klarer Favorit im Limit Hold’em und gehe schließlich mit A8s all-in, werde von zwei Spielern gecallt, wovon einer (Ted Forrest) mit KQ dann einen Flop von Q-Q-x trifft und ich bin ganz kurz vor Tagesende raus. Schade!

$1.000 No-Limit Hold’em mit Rebuys

Das Turnier, in dem ich letztes Jahr trotz (oder wegen) vieler Rebuys (insgesamt war ich mit 12k drin) den Finaltisch erreichen konnte (wo ich dann so glorreich ein All-in-Squeezeplay mit 9h2c versucht habe und kläglich gescheitert bin). An meinen Tisch sitze ich gleich links von Hevad Khan vom Team PokerStars und gehe in der nächsten Hand nach einem Reraise von ihm gleich mal blind all-in (was ich ihm auch sage), er hat aber KK und kann nur schwerlich passen. :D

Danach spiele ich tight, verliere selbst KK gegen geflopptes Set und bin zum Ende der Rebuy-Zeit dann mit insgesamt 8k dabei diesmal, habe aber 11.000 Chips. Natürlich, links von mir muss sich wieder Allen Cunningham hinsetzen, mit dem ich aber diesmal nicht aneinandergerate, bis der Tisch aufgelöst wird. Im weiteren Vrlauf bin ich immer so mit 60 bis 80% vom Average dabei und halte mich so. Meine Raises werden respektiert (hört, hört!) und ich sehe kaum einen Flop oder gar River. Allerdings spiele ich super-tight, AQs, UTG? Klarer Fold usw.

Die Strategie geht auf und ohne einmal all-in gewesen zu sein kann ich den Tag mit genau Averagechips beenden und erreiche erstmals einen zweiten Spieltag. Es sind noch 106 Spieler im Turnier, von 766, es wurden 2.258 Rebuys getätigt und 72 sind im Geld. Der Gewinnner erhält $636.000 und aktueller Chipleader ist Phil Ivey mit 175.500 Chips. Meine Tischauslosung scheint mir glücklich: Keiner der Top-13-Spieler in Chips sitzt am meinem Tisch, sodass ich mit meinem Averagestack eine sehr gute Position an meinem Tisch haben werde.

Zur Strategie für den zweiten Tag, der in vier Stunden beginnt: Ich spiele nicht auf “in the money”, sondern zunächst auf Top 30, dann auf Top Nine und schließlich auf Sieg. Falls ich ausscheide, werde ich am späten Nachmittag dann das $10.000-Mixed-Championship-Event spielen, in dem jeweils im Wechsel Limit Hold’em, No-Limit Hold’em, Pot-Limit Omaha, Omaha High/Low, Seven Card Stud, Seven Card High/Low, Razz und Deuce-to-Seven Triple Draw gespielt wird.

Wünscht mir Glück.


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